Haben Sie NICHTS vermisst?

Ohne NICHTS fehlt manchem Zeitgenossen etwas. Und das nun drei Wochen lang! Damit ist jetzt aber Schluss. Es ist natürlich fast jeden Tag etwas passiert, das hier gewürdigt worden wäre. Ein kleiner Auszug nachträglich, sozusagen ein DAYSBOOK:

Die bleibende Frage (wie lange eigentlich noch?), ob und wie man Trump bekämpfen kann, möglicherweise sogar aus dem Amt entfernen, beschäftigt viele Menschen, Antworten gibt es auch. Hier ein weiteres Beispiel: die Amerikanerin Lorrain Daston, Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin schlägt vor, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 7. März:
"Mit Gelächter. Es ist Zeit, die Waffen der Aufklärung zu verwenden, und das waren keine Waffen der Empörung. Philosophen wie Voltaire haben verstanden, dass Empörung ermüdet. Wir brauchen Gelächter, Satire, Spott... Der beste Weg, die Legitimität eines Herrschers zu untergraben, ist, ihn lächerlich aussehen zu lassen. Es gab nie ein besseres Ziel als Donald Trump."
Da wir gerade bei ihm sind, eine weitere Frage blieb bisher ohne überzeugende Antwort: warum der Komiker im Weißen Haus in der Pressekonferenz die Bitte der Fotografen - wiederholt von Frau Merkel, die dazu erstaunlicherweise bereit gewesen wäre - nicht erfüllt hat, nämlich für ein paar nette Erinnerungsfotos einen weiteren Händedruck vorzuführen. 
Hier endlich die bisher nur uns bekannte Wahrheit: bei dem vorangegangenen Händedruck hatte unsere Kanzlerin so fest zugedrückt, dass Trump kurz, aber laut aufgejault hat. Das wollte er natürlich vermeiden, noch dazu vor den Augen der Weltpresse. Man hat ihm seine schmerzhafte Erinnerung in dieser Szene angesehen.

Noch etwas von Angela Merkel. Bei ihrer Befragung vor dem Ausschuss zur Aufklärung der VW-Diesel-Abgas-Betrugs-Affäre sagte sie aus, davon habe sie keine Ahnung gehabt. Wovon die ehemalige Bundesumweltministerin (von 1994 bis 1998) sonst noch keine Ahnung hatte, wurde nicht gefragt. War auch nicht nötig. Allgemein bekannt (wenn auch wahrscheinlich wie so vieles in der Politik leider vergessen) ist ja auch so, dass sie 2013 die geplanten schärferen Abgasregelungen in Europa verhindert hat. Und dass sie dadurch ihrer Partei eine Spende von BMW in Höhe von 690 000 Euro verschaffte. Befragt, wofür sie diese nette Zuwendung erhalten habe, sagt sie sicherlich ebenfalls: "Für NICHTS". Wir sind begeistert! Allerdings warten wir immer noch auf den Eingang des Geldes. Uns würden ja schon 69.000 € reichen. Also weit weniger als zum Beispiel der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft als Nebeneinkünfte bezieht, nämlich - wie die SZ am 9.3. auf Seite 1 berichtet - 77.721,13 Euro. Jährlich.
Ach übrigens: am 23. 3. hat der Bundestag das (überarbeitete) Mautgesetz verabschiedet. Mit den Stimmen der SPD. Die sich vor Bauchschmerzen gekrümmt hat dabei, nach eigenen Bekundungen. Ob ihr das Ertragen dieser Schmerzen erleichtert wurde durch eine Spende und vom wem und in welcher Höhe ist bisher nicht bekannt. Vielleicht ging das auch ohne und wurde ersetzt durch den Schulz-Hype. Der macht in der SPD alles möglich, sogar mehrmals postsozialistische 100 % bei Abstimmungen.

Ein Gedenken - äh, nein, nein! Für ein Gedenken ist es viel zu früh! Ein Gedanke, will ich sagen, zum "Schulz-Effekt". Die Wiederbelebung der im Umfragenkoma liegenden SPD, künstlich ernährt und nur mit größter Anstrengung vorm Abhimmeln bewahrt, scheint zu gelingen. Allerdings befindet sie sich jetzt in einem Zustand von manischer Depression. Aktuell ist es gerade, dank Sankt Martin, die Phase welche beschrieben wird als "euphorisch, aufgedreht, hyperaktiv und die eigenen Fähigkeiten überschätzend" (so unter m.netdoktor.de/Krankheiten). Ob bereits das Ergebnis der Wahlen im Saarland zur anderen Phase der (heute so bezeichneten) Bipolaren Störung führt, zur Depression und Niedergeschlagenheit, müssen wir abwarten. Ebenso ob dann eine neue Dosis Schulz-forte 100,0 % noch einmal heilend wirkt.

Apropos Wahlen. Die allgemeine, verhalten jubelnde Erleichterung über das Ergebnis für die AfD an der Saar ist möglicherweise so eine Art Ejaculatio praecox. Das Gleiche gilt auch im Hinblick auf die Wahlen in den Niederlanden. Die aber haben immerhin dazu geführt, dass die rechten Populisten nur (nur??) auf Platz 2 gelandet sind. Und dass wir nun zwei weitere holländische Namen kennen: Rutte und Wilders. Vorher waren es ja nur Johannes Heesters und Rudi Carrell. Es liegen aber noch einige Urnengänge vor uns, nicht nur in Schleswig-Holstein, NRW und im Bund, z.B. auch schon bald in Frankreich.
Gerade wird gemeldet: Rechtsruck in Bulgarien. Tja.

Noch zwei totale Überraschungen zum Schluss (für heute).
Erstens: das Gutachten der ECHA, die europäische Chemikalienagentur, welches Glyphosat als unglaublich harmlos einstuft, wurde von der betroffenen Industrie finanziert. Wer hätte das gedacht!
Und zweitens: in einem traurigen und Mitleid erregenden Bericht auf tagesschau.de führt ein Jürgen Döschner aus, dass es "nicht gut" steht um die Kernenergie - obwohl seit Fukushima doch schon endlose sechs Jahre , vergangen sind! Sie, die Kernenergie, sei "weltweit im Rückgang", ein "Atomexperte" Schneider spricht von "Hiobsbotschaften", von "fallenden Aktienkursen" und dass es eine "tödlich Konkurrenz" gebe.
Wir sind erschüttert! Also echt! Wenn die Bundesregierung nicht ganz schnell ebenso fürsorglich reagiert wie in der schrecklichen Bankenkrise damals, dann müssen wir unbedingt zu einer privaten Spenden-Aktion aufrufen! Als Motto unser Vorschlag:

"NICHTS rettet die armen Atomkraftbetreiber! Machen auch Sie dabei mit!"

NICHTS zu erwarten…

...kann auch mal Spaß machen und ganz erholsam sein. Keine unerfüllbaren Hoffnungen vor sich zu sehen, keine unvermeidlichen Katastrophen. Ganz oft befinden wir uns ja in einer "lose-lose"-Situation ("win-win" ist leider viel seltener), das heißt: was auch kommt, kann uns einfach nicht gefallen. Hillary oder Trump; CDU/CSU oder SPD/Grüne; Sein oder Nichtsein.

Hier aber ist das anders. Bis Anfang April gibt es kein NICHTS. Mag sein, dass in der Welt etwas passiert, das normalerweise eine Reaktion nach sich ziehen würde. Empört; wütend; satirisch; ironisch; spöttisch. Oder deprimiert und mit hilflosem Achselzucken. Zum Beispiel: wenn die SPD (ja, sorry, die schon wieder) bereits viel schneller als zu erwarten vom Schulz-Höhenrausch wieder auf ihr vorher mit großer Mühe erarbeitetes Sonntagsfragenergebnis von 20,2 % käme; Oder wenn Trump (ja, der schon wieder, sorry) überraschenderweise gerade einen neuen gewonnenen Krieg verloren hätte. Oder wenn die Fertigstellung des Berliner Flughafens sich erstaunlicherweise nicht gerade mal wieder um 11 Jahre verzögern würde.

Angesichts solcher Aussichten - und sie sind willkürlich herausgefischt aus dem Riesenteich der Möglichkeiten - kann es doch wie gesagt ganz erholsam sein, für ein paar Wochen einfach mal auf NICHTS warten zu müssen. Und wem das unmöglich zu sein scheint, der kann ja mal wieder so ein bisschen für sich dahingoethen. Wie? Also bitte! Da gibt es doch ganz viel Material in des Dichters Angebot. Natürlich nicht seine berühmte und so anrührend vertonte Vergewaltigungs-Hymne ("Sah ein Knab' ein Röslein stehn..."), sondern mit dem Gedichtelchen "Gefunden". Sie wissen doch:

"Ich ging im Walde so für mich hin
und NICHTS zu suchen, das war mein Sinn."

Mit dem wunderschönen Versprechen, was dem NICHTS bei richtiger Behandlung bevorsteht:

"...nun zweigt es immer und blüht so fort."

Ach ja!