Na, so ein Glück!

Haben Sie gerade 1000 Euro klein? Nicht ausgeben! Aufheben! Schon bald könnten Sie damit richtig Glück haben. Online. Im März werden die Bundesländer den Gesetzentwurf ratifizieren, dass Sie (mit) dem Glücksspiel ins Netz gehen dürfen. Wozu Sie gerade Lust haben: Sportwetten, Automatenspiele, Lotterien, Roulette. 1.000 Euro, pro (Spieler-)Kopf. Also ein richtiger Familienspaß kann das werden. Das Kopfgeld kann Sie zum Millionär machen. Sie, oder Ihr Ehegespons, oder Ihre volljährigen Kiddies. Und das wird alles richtig bequem: vom Sofa aus. Nicht mehr auf zugige Sportplätze eilen, oder in muffige, lärmerfüllte Spelunken (oft zu Recht augenzwinkernd „Spielhöllen“ genannt.).

Wer Ihnen das Glück ganz spielerisch beschert? Die Bundesländer. Also genauer: die Minister und deren Präsidenten. Männer, welche endlich dem Druck nachgeben, den ihr Eid ihnen auferlegt, nämlich Ihnen und uns allen zum Wohle zu handeln und unseren Nutzen zu mehren. Und dem Druck, der durch den boomenden Schwarzmarkt entstanden ist. Ganz zufällig kommt da ein weiterer Nutzen ins Regierungsglücksspiel: zumindest einigen zum Wohle werden die Steuereinnahmen steigen, in Milliardenhöhe, wie es heißt. Um den Nutzen zu mehren.

So ein Glück!

Glücksfälle weltweit

Nicht nur das deutsche Volk darf sich über bevorstehendes Riesenglück freuen. Ein solches steht auch Italien bevor, am 26. Januar 2020. Möglicherweise jedenfalls. Da finden Regionalwahlen statt, in Kalabrien und in der Emilia Romagna. Der letzteren Region vor allem droht das große Glück, dass der (selbsternannte) Retter seines Vaterlandes, der Matteo Salvini, gewinnt. Verdientermaßen: schließlich hat er als Innenminister eine Flüchtlingspolitik durchgesetzt, die diesen Namen auch verdient, weil er eine Strafe von bis zu 50.000 Euro solchen Vaterlandsverrätern versprochen hat, die meinen, irgendso ein moraltriefendes Recht vertreten zu müssen, wie die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr. Indem sie nach Italien gebracht werden dürfen, statt zurück z.B. nach Libyen. In eines dieser dort nötig gewordenen Lager (unverschämterweise gerne mit KZ’s verglichen).

Nicht nur damit hat der regierungsgeile Salvini seinen Wahlkampf geführt. Auch z.B. mit dem unbestreitbaren Hinweis: „COMUNISTI LADRI DI BAMBINI (Kommunisten sind Kinderräuber). Mit ähnlichen Argumenten wurden ja auch in Deutschland Wahlen bestritten und gewonnen. Wobei es allerdings auch in Italien inzwischen kaum noch Kommunisten gibt. Leider.

Die einzige Gefahr, dass der tapfere Salvini doch verliert, bildet die erst seit November letzten Jahres existierende landesweite und rasch wachsende Bewegung „Sardine“. Die ihre Hauptaufgabe darin sieht, den Salvini und seine Lega am Siegen zu hindern. Schaumermal.

Auch in den USA gibt es für viele Menschen ein unerwartetes Glück zu feiern: bei dem seit 1974 jährlich stattfindenden „March for Life“ ist diesmal auch Präsident Trump dabei, ganz lebendig, nicht nur als Tweet. Echt sou sweet, oder? Und erfolgreich: in den Vereinigten Staaten nimmt allgemein die Tendenz zu, Schwangerschaftsabbrüche unter härteste Strafen zu stellen. Was ja auch zu den Leistungen des aktuellen Präsidenten zählt. Das macht doch Hoffnung! Darauf, dass auch im immer noch USA-treuen Europa diese Idee wieder fruchtbar wird. Fruchtbar! Nicht furchtbar!!!

So ein Glück: „America first!“

Überhaupt ist die Welt zurzeit vom Glück überwältigt. Deutlich sichtbar geworden ist das in Davos. Blackrock, ausgerechnet BLACKrock!, will grüner werden. Der Vizechef Philipp Hildebrand hat es verkündet. Ob es auch bei Herrn Merz, einem der Blackrock-Angestellten, schon angekommen ist, wissen wir nicht. Aber bei dem Siemens-Chef. Er will in Zukunft überlegen, sagt er, ob man sowas wie die gerade beschlossene Unterstützung eines Kohleminen-Projekts in Australien nochmal machen würde. Das zu überlegen gebe es gute Gründe, meinen sowohl der Herr Hildebrand als auch der Herr Kaeser. Weil sowas Risiken beinhalte. Für Klima und Umwelt – äh, nein, sorry: für die Investitionen von Unternehmen natürlich. Die dadurch weniger profitabel werden könnten. Und auch die Unterstützung aus der Bevölkerung und aus der Gesellschaft verlieren würden, möglicherweise. Das muss man wirklich gut überlegen; also laut und viel davon reden. Das reicht dann wahrscheinlich schon.Denn das wäre dann ein richtig großes Unglück, wenn es weniger Profit für die Unternehmer gäbe und weniger Hochachtung.

Wir sehen, dass Wikipedia einmal mehr völlig richtig liegt mit der Definition von Glück: es sei ein sehr vielschichtiger Begriff. Richtig! Ganz richtig!!

PS: Gerade erfahre ich von einem weiteren Glück. Es ist in Deutschland einem Mann widerfahren, der es im Leben bisher nicht immer ganz leicht hatte. Und genau betrachtet ist es auch kein Glück. Sigmar Gabriel hat es sich vielmehr verdient: er wird nun neues Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten für diesen Job hat er sich in langen Jahren erworben, nicht nur als SPD-Chef (obwohl auch da schon ein bisschen), sondern vor allem als langjähriges Mitglied in verschiedenen Kabinetten von Frau Merkel, z.B. als Bundesminister für Wirtschaft und Energie oder als Bundesaußenminister.

Ein Glück also vor allem für die arme Deutsche Bank.