Heute ist der 2. Juni. Und die Welt schaut mal wieder nach Italien. Ich auch: d.h. ich schaue mich um. Hurraa! Italien hat wieder eine Regierung! Grund genug dafür, NICHTS zu schreiben. Mit ganz neuen Überlegungen, jetzt, nach diesen interessanten letzten Tagen mit dem Hin und Her und Hinauf und Herunter und Ja und Nein und vielleicht und wahrscheinlich bzw. nie, nie, nie! Äh, Moment - ich sehe gerade, ich habe am 18. Mai einen Text geschrieben, der genau so anfängt: "Hurraa..." Wozu also eine neue Mühe und Arbeit? Was ich da geschrieben habe, gilt genau so auch jetzt. Nämlich:
Hurraa! Italien hat wieder eine Regierung! Sozusagen blitzartig zustande gekommen, im Vergleich zu Deutschland: in 11 Wochen statt (fast) 6 Monaten. Das Ergebnis der Mühen in Deutschland ist ja ebenfalls zum "Hurraa!"-Jubeln. Diese endlosen, intensiven, ganz allein am Wohl des deutschen Volkes orientierten Verhandlungen, unter Hintanstellung aller persönlichen Ideen und Wünsche der beteiligten Politikerinnen und Politiker und ihrer Sponsoren, haben uns ja etwas ganz Neues, Interessantes, Spannendes, Tolles beschert: eine Große Koalition! Aus CDU/CSU und SPD. Unglaublich! Und dann auch noch eine neue - naja, sagen wir: völlig neu denkende und handelnde - Kanzlerin. Doch! Ja! Angela Merkel hat vor kurzem sogar etwas geradezu Revolutionäres gewagt: sie hat einen lebenden US-Präsidenten halblaut kritisiert! Dem Herrn Trump hat sie gesagt, in einer Pressekonferenz, nicht ins Gesicht natürlich, da muss sie sich ja immer von ihm küssen lassen, dass seine Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran nicht nett war. Ja sowas! Aber zurück zu Italien. Die neue Regierung ist ja irgendwie auch sowas wie eine große Koalition. Zusammen haben die stärksten Parteien des Landes, Movimento Cinque Stelle und Lega, doch großartige 49,02 %. Nach einer anderen Zählung sogar 49,83 %. So nah an der Mehrheit! Nun gibt es natürlich nicht nur begeisterte Zustimmung im Land, und auch aus dem Ausland kommt bedenkliches Kopfschütteln: da sei doch jetzt der rechte und der links orientierte Populismus an die Macht geraten. Von dieser neuen Regierung werde der erfolgreiche deutsche Merkelantilismus abgelehnt, sogar richtiggehend attackiert. Italien wolle jetzt aus dem Euro hinaus, vielleicht sogar aus der EU überhaupt! Horribile dictu! Und zu Russland wollen die "normale" (also peinlich freundliche) Beziehungen aufnehmen. Und, vor allem in Deutschland geht ein Gespenst um: die wollen ganz unheimlich viel mehr Geld ausgeben, das sie nicht haben, weil sie nicht genug arbeiten, was letzten Endes wir dann bezahlen müssten, wir armen deutschen Steuerzahler! (Warum das so wäre, wenn? Das erkläre ich euch, liebe Kinder, im nächsten Schuljahr). Und wofür das Geld? Für Gesundheit und Bildung und Soziales. Also Gedöns - richtig: anders als es seinerzeit der Kanzler Gpunkt Schröder gemeint hat. Obwohl auch in Italien der Antifeminismus durchaus grünt und blüht. Ebenso wie der Machismus. All das plant diese neue italienische Regierung. Also Schimpf und Schande über dieselbe! Wie es von allen Seiten in Europa ja hagelt. Auch aus Deutschland. Furchtbar, so eine Regierung! Zum Teufel mit ihr! Tja. Aber wie? Der Teufel, so war zu erfahren, lehnt die Annahme dieses Geschenks ab. Zu dumm, sagt der Teufel, dies alles ist doch das Ergebnis einer demokratischen Entscheidung des italienischen Volkes! Das hatte die Wahl, am 4. März, und es hat so gewählt. Die CDU Italiens, die mächtige Democrazia Cristiana, hat sich schon 1994 aufgelöst. Die einst fast ebenso starke kommunistische Partei ist zerbröselt, ihre Mitglieder und Anhängerinnen und Anhänger sind in den verschiedensten anderen Parteien verschwunden. Die Sozialdemokraten - nennen wir den Partito Democratico (PD) mal so - haben es, aus reiner Solidarietät mit der SPD, nur auf 18,74 % gebracht. Wer also ist Schuld, an dem ganzen Desaster? Eben: die Wählerinnen und Wähler natürlich. Also die Demokratie. Abschaffen! Weg damit! Nur, Augenblick noch: Was für eine Wahl hatten sie denn, die Italienerinnen und Italiener, bei diesen Wahlen? - Eben! Und wenn wir uns dann einmal die Programme der ganzen Parteien (mehr als 9 standen zur Wahl) genauer anschauen, dann...?
Ja was denn dann? Bis zum nächsten Mal, liebe Leserinnen und Leser, ist eure Hausaufgabe, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Viel Erfolg dabei! Wir freuen uns schon.
_________________________________________ Ceterum censeo Machismum esse delendum. (frei nach Cato dem Älteren) Auf gut deutsch: Ich denke übrigens, dass der Machismus endlich zerstört werden muss. (Wie schön: ich stelle fest, dass die Zustimmung dazu ständig zunimmt; selbst von Männern)