Sehr aufmerksam

Ja was war das denn jetzt, in Russland?? Ich spreche nicht Russisch. Schade, bzw. leider. Drum muss ich mich damit begnügen (nicht vergnügen, das ist mir schon länger vergangen), was ich aus den Nachrichten vorgesetzt bekomme. Wahr oder nicht, erstunken und erlogen, erfunden oder phantasiert, recherchiert oder übersetzt. Es ist ja auch vorbei, was es war. Ja was war es denn nun?

Es gibt ja Fakten. Fakten. Fakten. Die Wagner-Gruppe – ziemlich verharmlosend so genannt, was die soll alles in Afrika vollbracht bzw. verbrochen hat – war unterwegs, um nach Moskau vorzurücken. Von den 700 km, die das gewesen wären, kam die Killer-Bande (so genannt auf Grund belegbarer Fakten) bis etwa 200 km vor der Hauptstadt Russlands. Ihr Anführer Prigoshin verbreitete seine üblichen Tiraden. Putin hielt eine Rede. Naja, soweit wir wissen, ist jetzt alles anders als noch vor ein paar Tagen. Der Anführer verschwand, wo er ist, weiß ich bis jetzt noch nicht, aber morgen ist ja auch noch eine Tagesschau und das übliche Zerr-BILD und in Italien la Repubblica usw. usw. Und es wird in den Medien noch die übliche Zeit rauschen, dann plätschern, und dann wird endlich wieder im Zentrum der Nachrichten, Kommentare und Talkshows stehen: der „Angriffskrieg gegen die Ukraine.“ Dass es ein Angriff war, wissen wir nun seit über einem Jahr. „Krieg“ würden reichen.

Was mich doch sehr zum Nachdenken verdonnert hat, waren die Reaktionen, nicht nur in Deutschland. Von Rainews in Italien überToponline und der Davoser Zeitung in der Schweiz über Österreich und weiter und weiter überall bis zu der deutschen Aussenministerin. In allen Statements kommt die Vokabel zu Wort, die auch Annalena Baerbock in die Luft gezwitt(sch)ert hat: „aufmerksam“. Aufmerksam. Was heißt das denn? Ich habe im Wörterbuch Oxford Languages nachgeschlagen, dort wird zweierlei vorgeschlagen:

1. darum bemührt, sich nichts entgehen zu lassen“ und

    1. „höflich und zuvorkommend“. Hingewiesen wird noch auf „ähnliche Worte wie „andächtig und gesittet“.

Was wollte denn unser nur noch blassgrünes Regierungsmitglied damit ausdrücken? Sie ist ja immer wieder so flink und flott, wenn es etwas zu posaunen gibt. Wollte sie „höflich und zuvorkommend“ auf einen möglichen Staatsstreich in Russland reagieren? Unwahrscheinlich bei ihrer seltendiplomatischen Schnelligkeit. Oder wollte sie sich bemühen, „sich nichts entgehen zu lassen“? Das sollte sie doch grundsätzlich tun, in ihrem Job. Und „andächtig und gesittet“? So kenne ich sie eigentlich nicht.

Und wo war eigentlich unser gernlächelnder Kanzler? Wie hat er reagiert? Er selber ist mal wieder geradlinig seinem Politprinzip gefolgt und hat gar nichts gesagt. Ihm fallen seine Kommentare meist erst ein paar Tage oder Wochen nach den jeweiligen Ereignissen ein. Außer der Zeitenwende. Die hatte er vermutlich in seinem Zeitwörterbuch notiert, in der prompt erfolgten Erwartung, einmal damit glänzen zu können. Er ließ nur mitteilen, er ließe sich ständig informieren. Das ist ja schon was, für einen Kanzler.

Wie gesagt, lange wird es nicht mehr dauern bis auch andere ganz wichtige Fragen beantwortet sind. Zum Beispiel wie sich Prigoschin nun ausspricht. PRIgoschin? Oder PriGOschin? Oder PrigoSCHIN? Oder stimmt eventuell, was FOCUS-online gerade in die Öffentlichkeit geschmissen hat: dass alles nur ein Riesenbluff gewesen sei?

Egal, bald ist wieder Ruhe an der Westfront. Also nicht an der Front in der Ukraine! „Dieser furchtbare Angriffskrieg und seine Folgen werden uns noch lang beschäftigen“, hat Scholz mal gesagt. Klar, man muss ja schließlich weiter Waffen liefern. Und es muss ja danach in der Ukraine immer mehr aufzubauen sein. Und da will Deutschland doch dabei sein. Weil das die besten Mittel gegen die Inflation sind.

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