In die Zukunft blicken Propheten. Die berufen sich gewöhnlich auf den einen oder anderen Gott. Auf Göttinnen wesentlich seltener, wenn überhaupt. Die gelieferten Prophezeiungen sind meist etwas Gewaltiges, Visionäres. Das ZDF ist da bescheidener. Im HeuteJournal liefert es, am Ende der Sendung vom Freitag, Ausblicke. Geschrieben: „aus:blicke“. Sonst verstehen die nicht unvorhandenen jungen Zuschauer*innen das nicht, und die normalen ZDF-Zuschauer*innen, die zwischen 58 und 94 oder darüber, verwechseln es mit Einblicken (also „ein: blicken“). Die gibt es im HeuteJournal nicht immer.
Um im aus:blick erwähnt zu werden, muss das Ereignis schon eine gewisse Bedeutung haben. Bloß die Eröffnung der alljährlichen Wagnerfestspiele in Bayreuth reicht da nicht, ebenso wenig die Vereidigung von AKK als neue Verteidigungsministerin.
Oder vielleicht doch? Wie am 20. Juli 2019? Was macht denn diese beiden Ereignisse so aus:blick-würdig?
Richtig: es ist das Sommerloch. Also nicht die „Ortsgemeinde im Landkreis Kreuznach“ (Wikipedia). Sondern jene Zeit, in der für die armen Journalist*innen nix Gewaltiges oder Visionäres zu berichten gibt. Wer weiß: vielleicht wäre z.B. auch der Beginn des 1. Weltkrieges im Sommerloch verschwunden.
Apropos Krieg. So den ganz genauen Zeitpunkt seines Beginns weiß niemand, vermutlich nicht einmal der sonst doch allwissende Herr Trump, also wann er mit dem Krieg gegen den Iran beginnt. Das weiß man bei US-Präsidenten ja nie so ganz genau. Aber dass erfahren wir schon vorher. Und auch den Grund können wir uns denken. Das ist meist ein ganz anderer als offiziell behauptet und von den Medien (auch unseren) verbreitet wird.
Und das führt uns wieder zurück zu den aus:blicken. AKK hat sich gleich zu Beginn ihrer neuen Karriere selbst geadelt: sie hat versprochen, die Rüstungsausgaben ganz ungeheuerlich zu erhöhen. Auf 2 % des Bruttosozialprodukts. Dazu haben sich, auf den herzlichen Wunsch des eben schon erwähnten Herrn Trump, alle NATO-Staaten verpflichtet. Für 2024.
Wir Deutschen sind da erst bei etwas mehr als lächerlichen 1,2 %. Das sind bloß läppische 45 Milliarden Euro. So steht es im Regierungsentwurf für 2020. Wie sollen wir uns denn damit gegen einen Angriff verteidigen!? Der doch jederzeit möglich ist! Von wem? Also bittesehr: wenn Sie das nicht wissen, ist Ihnen nicht zu helfen, aber echt! Ähm… ich weiß es leider auch nicht.
So viel also zum aus:blick auf die Politik der neuen Verteidigungsministerin. Was wir von ihr erwarten dürfen, nach ihrer Vereidigung. Um es mal so auszudrücken: die ehrenvolle Vereidigung führt zu einer hoffnungsvollen Verteidigung. Leider erst 2024, aber immerhin. Bis dahin sind wir schutzlos!! Weil wir zu wenig Geld für neue Rüstungsausgaben haben. Deshalb müssen wir mächtig sparen.
Mein Vorschlag dazu: die Wagnerfestspiele abschaffen. Das eingesparte Geld in die Reparatur der kaputten Panzer und Hubschrauber stecken; vielleicht auch in das eine oder andere Regierungsflugzeug. Das wäre doch immerhin mal ein Anfang!
Für mich wäre das auch ein erfreulicher aus:blick. Ob auch für das ZDF? Weiß ich doch nicht!
Dies ist, wie manche schnell gemerkt haben, ja ein rück:blick. Aber das Prinzip bleibt uns noch eine Weile erhalten. Also die nach:richten im sommer:loch. Guttennabend, Herr Kleber.