NICHTS ist manchmal besser als alles…

Zum Beispiel: NICHTS ist manchmal besser als alles Mögliche sonst. Oder: Nichts verloren ist besser als alles verloren. Aber das nur mal so.

Sonntag, 14. Mai 2017. 
Es sind Wahlen in NRW. Wer wird morgen gewonnen haben? Wer verloren? Sicherlich wird die SPD ihr schönes Ergebnis von 2012 nicht halten können (39,1 %), alle Umfragen sagen ein Kraft-an-Laschet-Rennen voraus. Naja, die Umfragen... Wenn die SPD von der CDU überholt wird, hat sie vielleicht noch immer nicht alles verloren, zumindest aber die Regierungsberechtigung. Nun ja, ein paar Jahrzehnte in der Opposition, das ist doch auch ganz nett. Also warten wir's ab. Die Spannung, ich kann sie kaum noch aushalten! Fast so nervenaufreibend wie neulich die Partie FSV Zwickau gegen Fortuna Köln. Da war es mir auch egal, wer gewinnt. 

Und dabei gibt es zurzeit mal wieder ganz schreckliche Ereignisse. Nein, ausnahmsweise nicht das tägliche Getrumpel. Sondern das gerade aktuelle Gehacke, im Web. Wer hackt denn da? Das immerhin wissen wir schon lange: der Russe hackt. Die bedeutendsten Politiker und -innen, vor allem deutsche, allesamt unglaubliche Experten im Cyber-Bereich, haben das ganz schnell herausgefunden. Das ist total gefährlich! Was früher die Kalaschnikow war oder die SS 18-Atomrakete (bezeichnende Bezeichnung: "Satan"), das ist heute der Web-Virus WannaCry. Wirklich zum Heulen. Dass alle Wahlen der letzten Zeit, in den USA, in Frankreich (beinahe) und jetzt heute in NRW (womöglich) nicht so enden wie sie sollten, daran sind nicht die Wahlberechtigten Schuld, sondern diese ekelhaften Russen-Würmer!

Aber zum Glück gibt es auch ganz nette Dinge zu bestaunen, in der großen weiten Welt. Schauen wir mal nach Münster. Da gibt es ein Oberlandesgericht, ein OLG. Es hat gerade mal wieder ein wunderbares Urteil von sich gelassen. Es hat für Recht erkannt, dass so ein Feigling wie dieser syrische Kriegsdienstverweigerer natürlich kein Asyl kriegt bei uns hier. Ein Schuft, wer sein Vaterland nicht verteidigen will, mit allen Waffen. Und ebenso ein Schuft, wer diese logische und jenseitsmäßig rechtsradik... äh, äh rechtsstaatliche Ansicht nicht teilen möchte. Zur Sicherheit hat das OLG deshalb auch die Revision nicht zugelassen. Auf diese Bundesgerichtshöfe da ist inzwischen ja auch nicht mehr immer Verlass. Wer weiß, die könnten ja vielleicht zu Recht erkennen, dass die Münsteraner Richter gottverdammte Arschlöcher sind, wenn sie ein so hirnverbranntes Urteil erlassen. Und es deshalb aufheben. Und dem Feigling da Asyl gewähren. So weit kommt es noch!

Montag, 15. Mai 2017
So weit ist es tatsächlich gekommen. Nicht in diesem verfahrenen juristischen Verfahren. Sondern in dem Bundesland, in welchem Münster liegt. In NRW. Wie die Wahlen dort ausgegangen sind, muss ich nicht wiederholen, seit Sonntag Abend um 18.00 Uhr werden die Ergebnisse pausenlos in allen Medien verkündet und kommentiert, teils genüsslich, teils fassungslos, teils spöttisch. Selbst Martin Schulz hat ja gemerkt, dass er nicht um 18.01 Uhr Kanzler geworden ist, was er noch am 7. Mai lauthals verkündet und womöglich selbst echt geglaubt hat. 
Allüberall im Lande und auch vielfach im Ausland wird nun die Frage gestellt: how come? Wie konnte das passieren? In dem Bundesland, das doch schon ewig der SPD gehörte? Große Freude bei allen Ironikern und Halbsatirikern über die "Herzkammer"-Phrase. Ein Tsunami an Wortspielen tost aus dem Medienmeer übers Land. Herzkammer-Infarkt, Schmerzkammer, Herzkammerjäger... Aber das sind keine Antworten auf die gestellten Fragen. Dabei wäre das doch gar nicht so schwer! Der Gedankengang im gutbürgerlichen Wählerhirn: Früher war alles besser. Heute aber geht es uns gut. Am besten, wir lassen alles, wie es ist. Und das heißt: Angela wählen. Die hat nämlich, was kaum einer weiß und ganz viele bestreiten, ein phantastisches Programm. Ihre Politik folgt ihrem Glaubensbekenntnis, das sie 2012 formuliert und damit große Begeisterung ausgelöst hat, dass nämlich die Demokratie "marktkonform" sein müsse. Also sagt Frau Merkel: "Ich bin marktkonform". Das finden die Märkte grandios, weil die Regierung ihnen da nicht ins Hand- und Mundwerk pfuscht. Und so verkörpert die endlose Bundeskanzlerin auch die westlichen Werte, von denen sie immer wieder mal in aller Demut sülzt.

Dienstag, 16. Mai
Die westlichen Werte sind nicht nur die Herzkammerangelegenheit von Herrn dö Mässjär, unserem außergewöhnlichen Innenminister. Ein großartiges Beispiel ist heute in Italien zu betrachten. Der Corte Suprema di Cassazione, das höchste Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit des Landes, hat entschieden, dass Migranten sich an "unsere Werte" anpassen müssen. Und ein großer Bericht z.B. in la Repubblica zeigt auch gleich auf, was so alles zu den westlichen Werten gehört: in Crotone - das ist ein schönes Städtchen sozusagen am Absatz des italienischen Stiefels - wurden gestern 68 Personen festgenommen unter der Beschuldigung, sie hätten mittels gefälschten Anschriften, Betrug und anderen Straftaten in zehn Jahren 36 Millionen Euro, die für die Flüchtlinge im größten Sammellager Europas bestimmt waren, auf eigene Konten abgezweigt. Mit dem Segen des Priesters Don Edoardo Scordio, der die örtliche Mafia für einen Teil des ungerechten Mammons zu ihrem Freund gemacht hat. Ein Verhalten, das vollinhaltlich unseren westlichen Werten entspricht, wird es doch von der Bibel allen Christen ans Herz gelegt - siehe Lukas 16, 9. Und dass die Bibel mit all ihren sonstigen Vorschriften und Ratschlägen quasi der am höchsten werte der westlichen Werte ist, wird doch wohl kein Mensch in diesem unserem Teil der Welt ernsthaft bestreiten wollen. Hoffentlich nehmen sich diese gottlosen islamischen Migranten das zu Herzen und passen sich uns an. Aber dalli!
Jetzt höre ich schon den Herrn Innenminister knarzen: Ausgeschlossen! Sowas könnte bei uns in Deutschland nie passieren! So christlich sind wir nun auch wieder nicht, Gott sei Dank!

Amen. Lasset uns beten.

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Übrigens: wer jemand kennt, dem er NICHTS wünscht, kann mir seine oder ihm meine Emailadresse übermitteln (ekkes@ekkes.de)

Da ist ja NICHTS dabei…!

(Ein Wort zur deutschen Leitkultur)

Jetzt muss ich doch schnell... weil irgendwie hab ich so das Gefühl... und sonst vergess ich es vielleicht, passiert mir ja immer öfter...
Also: ich finde das nicht Ordnung, wie sie zurzeit mal wieder auf dem armen de Maizière rumhacken. Bloß weil er es gewagt hat, ein paar unglaublich richtige Phrasen zur "deutschen Leitkultur" zu veräußern! Ja, wo sind wir denn! Ich verbitte mir übrigens, dass man mir mit dem abgeschmackten Buchstabenspiel "Leid-Kultur" kommt. Wer unsere Kultur nicht leiden kann, der kann uns... ach, egal!

Ich muss ja jetzt gar nicht auf alle Zehn Leit-Gebote eingehen. Sie werden bei uns doch schon alle längst befolgt, und wie! Deutschland ist "christlich geprägt" (deshalb gibt es auch die Kirchensteuer) und es ist "weltanschaulich neutral" (deshalb zieht der Staat die Kirchensteuer für die christlichen Konfessionen ein, aber natürlich nicht für die ganzen anderen, diese heidnischen Vereine). Und den großen Wert der "ererbten deutschen Geschichte" überlassen wir selbstverständlich auch nicht der AfD. Diesen Wert pflegen wir schon selbst. Zum Beispiel, indem wir allen Undeutschen... bitte? Na gut, meinetwegen: den Nicht-Deutschen gewisse Unterschiede klar machen. Da gab es kürzlich ja diese Aufregung im Fall der ägyptischen Studentin, die in Cottbus von einem Auto überfahren wurde. Nicht schön, sowas, klar. Aber das passiert auch Deutschen hin und wieder. Aber dann: dass die Mitfahrer in diesem Auto der am Boden in ihrem Blut Liegenden erklärt haben - nein! nicht beschimpft, verdammt nochmal, erklärt! - dass  man in der Bundesrepublik eben aufpassen muss im Straßenverkehr, und wenn sie das nicht kann oder will, sollte sie halt zurückgehen dahin, wo sie hergekommen ist. Ja, schon, das war nicht sehr nett; aber es war doch richtig, oder etwa nicht? Und es war, genau betrachtet, auch "konsensorientiert", da kann man doch mit übereinstimmen!
Und was wollte denn der Bundeswehroberleutnant, der er sich als syrischer Flüchtling ausgab? Er wollte doch bloß darauf hinweisen, wie leicht es diese ganzen Asylbetrüger haben: Geld kriegen, ohne zu arbeiten! Was überhaupt nicht dem deutschen Leitkulturwert "Leistungsgedanke" entspricht!
Es gibt allerdings auch Probleme.  Ein Beispiel: neulich sollte doch der Prozess stattfinden, in dem es darum ging, dass vier Männer einen Flüchtling aus einem Supermarkt herausbegleitet und an einem Baum befestigt hatten, mit Kabelbindern. Naja, der Flüchtling - ein Iraker, der übrigens psychisch... ähm, wir würden sagen, der... egal, der ist inzwischen verstorben, irgendwie. Trotzdem: dass der Richter das Verfahren eingestellt hat, weil die vier Männer doch so geringe Strafen zu erwarten hätten, dass sich das nicht lohnt, und weil es kein öffentliches Interesse gäbe, das find ich nicht ok. Na hörnsemal! Da hätte doch geklärt werden können, dass die vier, was sie immer gesagt haben, nur helfen wollten, nein, nicht dem Flüchtling natürlich, sondern dem Supermarkt! Ich finde, das wäre doch im öffentlichen Interesse, oder, oder? So bleibt jetzt der Verdacht auf ewig an denen hängen. 

Jedenfalls, was die zehn deutschen Leitwerte betrifft (ich finde ja, es gibt noch ganz viele mehr): der de Maizière - er ist lustigerweise auch Oberleutnant, wenn auch der Reserve - der hat einfach Recht. Und er hat das auch sehr verständlich formuliert, so dass es auch jeder Deutsche und der dümmste Ausländer kapieren kann. Ja! Ganz plastisch: "Wir sind nicht Burka", hat er gesagt. Genau: wir sind Krawatte und Hosenanzug, wir sind Dirndl und Lederhose und Schiesser-Unterhemden feinripp. Und neben vielen anderen guten Eigenschaften, auf die wir stolz sind, sind uns die vom Innenminister erfundenen Leitwerte am Allerwertesten. Jawoll!

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Falls jetzt jemand meint, er bräuchte mal ein bisschen Erholung: hier sind Sie immer richtig.