Sie warten neugierig auf NICHTS, schon ziemlich lange? Ich grüble ergebnislos an NICHTS herum, schon sehr lange. Immer wenn ich denke, jetzt hab ich einen satirischen Vorschlag für unsere Ministerpräsident*innenkonferenz mit der Kanzlerin, was sie vielleicht auch noch machen könnten, um die Verwirrung und den Frust im Volk zu steigern – schon tauchen die drei von der Schwankstelle bei der Pressekonferenz auf und verkünden allen Ernstes genau das. Es ist zum… (bitte hier selber ausfüllen).
Aber dann, am Karsamstag, kommt ein Lichtlein her, von ganz von oben, direkt unterm Himmel: der Bundespräsident bringt die Erleuchtung. Wir sollen raufen. Wunderbar! Ich fühle mich zurückversetzt, weit weit zurück in meine ganz frühe, unschuldige Jugendzeit. Da durfte ich der Bewegung der Jugend angehören, der protestantischen Variante. Und durfte mitsingen, ganz viele schöne Lieder, nicht nur fromme, auch sonst lustige und sogar sehr aufmüpfige Lieder. Eines, das wir immer wieder besonders gern laut erschallen ließen, war „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“. Und ich hab mich besonders über die Zeile gefreut: „…und wollen mit Tyrannen raufen“. Wir Jungs – in meiner Gruppe waren wir zu acht – haben ja auch gerne gerauft. Das gehörte einfach dazu. Später dann, so im Alter von 20 an aufwärts, nicht mehr. Da setzte man sich gegebenenfalls zivil und verbal auseinander. Ich hab das schon manchmal bedauert, weil ich gerne mein Gegenüber zusammengerauft hätte.
Und jetzt, jetzt sagt mir der Bundespräsident – der Bundespräsident, nicht ein x-beliebiger eifersüchtiger 30jähriger! – wörtlich: „Raufen wir uns alle zusammen, liebe Landsleute! Holen wir raus, was in uns steckt.“ Ha! Da bin ich doch voll dabei! „All die Appelle zu Geduld und Vernunft und Disziplin werden stumpf in diesen zermürbenden Zeiten“. Wie wahr! Scharf, nicht stumpf, sind eben Ungeduld, Unvernunft und Disziplinlosigkeit. Nicht übertreiben, klar! Nicht einander totschlagen, mit Argumenten, einfach nur raufen. So wie richtige Jungs eben. Oder auch ich – da hole ich doch gern raus, was in mir steckt!
Übrigens, höchstvorsorglich sage ich es, wenn ich eben des Geyers schwarze Haufen zitiert habe und gerne auch mit so manchem unserer Regierungschefs raufen würde – damit sage ich nicht, dass es sich um Tyrannen handelt! Außerdem, das sagt der Bundespräsident auch, ist es nicht mein Job, mit denen „da oben“ zu raufen. Er spricht zu uns, völlig richtig: „So wie die Pandemie Ihnen viel abverlangt, dürfen Sie auch viel von der Politik verlangen. Ihre Erwartungen an die Regierenden ist klar: Rauft euch zusammen!“
Immerhin, da gibt es schon die richtigen Anfänge: wir sehen es doch ganz schön, wie die Regierenden sich raufen, und sind nicht nur die schwarzen Haufen. Jeden Abend in den Nachrichtensendungen. Und jeden Morgen in den Tageszeitungen.
Danke, Herr Bundespräsident Steinmeier! Fröhliche Ostern auch Ihnen!