Titel? – Heute mal ohne. Geht auch.

Wie schnell so ein Monat vergeht. Fast so schnell wie die letzten 20 Jahre. Meine letzten 20 Jahre. Umgekehrt dauert manches endlos lang. Zum Beispiel bis Corona weg und die alte Normalität wieder da ist. Oder auch manches ewig lange Treffen der Kanzlerin mit den 16 Ministerpräsident*innen. Bei dem dann doch wieder nur die neue Normalität rauskommt.

Es ist eben alles relativ. Das weiß ich auch. Über hundert Jahre ist es her, dass Einstein seine Theorie veröffentlicht hat: Es hängt alles von der Beobachterperspektive ab. Ein Beispiel: von meiner Perspektive aus gesehen ist Friedrich Merz recht extrem rechts. Von seiner Perspektive aus ist er in der Mitte der CDU. Das wäre schlimm, wenn es so wäre.

Aber zurück zur Zeit. Das Schlimmste, was uns mit der Zeit passieren kann, ist, dass wir zu viel davon haben und zu wenig, was wir damit anfangen können. Bevor mir das passiert, schaue ich schnell bei Wikipedia nach und lerne, was Langeweile ist: das unwohle, unangenehme Gefühl, das durch erzwungenes Nichtstun hervorgerufen wird oder bei einer als monoton oder unterfordernd empfundenen Tätigkeit aufkommen kann.

Da hab ich ja Glück: dieses Jahr 2021 dürfte ziemlich kurzweilig werden. Nein, nicht allein wegen Covid-19. Ich rede von den Wahlen. Von den vielen Tages-Wahlen: Kreistage, Landtage, Bundestag. Das fängt an am 14. März (Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) und endet am 26. September (Berlin, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern). Und was bei Covid-19 die Inzidenzwerte sind und die Todesopferzahlen (notabene: das heißt immer „mit oder im Zusammenhang mit“), das sind bei den Wahlen die Meinungsumfragenbestandsaufnahmezahlen. Bitte? Richtig: da gibt es keine Todesopfer. Weder mit noch im Zusammenhang mit. Was die Politik betrifft, sind wir nicht so weit wie die USA, Stichwort Sturm auf das Kapitol, da gab es ja Tote. Bei uns nicht; noch nicht? Sorry, ich bin Optimist und meine: noch lange nicht. Trotz dem versuchten Sturm auf den Reichstag im letzten August. Einen Adolf Trump gibt es in Deutschland nicht. Bitte? Ja, ja, ich weiß: Hitler konnte nicht twittern. Aber gewählt wurde er auch.

Gespannt bin ich, wer neuer Bundeskanzler wird. Nein, hier gilt nicht die immer noch weit verbreitete „Mitgemeint“-Arroganz. Ins Kanzleramt marschiert in jedem Fall ein Mann. Kann ja sein, dass die Grünen sich noch die Entscheidung abquälen, dass nicht Robert Habeck, sondern seine Bundesvorsitzendenkollegin Annalena Baerbock kandidieren soll. Aber selbst wenn – die Grünen haben zurzeit eine schon länger andauernde Meinungsumfragenhochzeit; zu baden-württembergischen Zuständen aber reicht es diesmal im Bund noch nicht. Glaube ich. Leider.

Ebenso gespannt bin ich auch, ob bei den Wahlen im Herbst Olaf Scholz immer noch Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten ist. Oder ob vorher in diesem Wahlpoker die Wirecard sticht und Olaf-Immerheiter passen muss. Und ob die SPD dann die 5%-Hürde zu überspringen schafft. Wäre schön. Mir würde irgendwie irgendwas fehlen, wenn nicht. Gab doch immer was zu lachen. Was macht eigentlich Rudolf Scharping? Ist der noch in der Pool-Position?

Vieles hängt bei alledem dann doch auch wieder von Covid-19 ab. Wer schlussendlich das Überleben schafft. So eine Firma wie die Lufthansa, die mit der spärlichen mit der 9-Millionen – bitte? Na meinetwegen 9-Milliarden – Unterstützung durch den Bund ständig kurz vorm Bankrott steht. Oder ein arbeitsloser Staatsorchester-Geiger in Frankfurt mit 7.000 € für Oktober 2020, die er schon längst verbraucht hat und den weiteren üppigen 7.000 für November, die schon Ende März auf seinem Konto sein dürften. Ich meine: der Geiger kann ja auf der Zeil geigen, da kann er leicht sein Sümmchen für den Monat reinholen, in seinen alten Schlapphut. Das kann der Chef der Lufthansa, Carsten Spohr, nicht. Ich weiß nicht, ob der überhaupt geigen kann. Er will es aber lernen, lerne ich. Erste Fortschritte hat er schon gemacht. Er hat es weiteren 10.000 Mitarbeiter*innen gegeigt, dass sie demnächst auch auf der Zeil ihr Geld holen können.

Übrigens: ich kann von Glück sagen, dass es Corona nicht früher eingefallen ist, auch Deutschland zu überfallen. Etwa um 1968 rum. Da hätte ich wahrscheinlich überhaupt nirgends mehr hin- oder von einem Besuch etwa Italiens nicht mehr zurück nach Hause reisen dürfen. Damals war ich nicht nur nicht systemrelevant, sondern sogar systemkritisch. Und dass ich in vielem so negativ eingestellt war, hat das nur verschlimmert, damals. Heute ist negativ ja was ganz Positives.

Alles unheimlich kompliziert. Überhaupt unheimlich. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass ich möglichst bald sagen kann: wie schnell ist das doch vorübergegangen mit dieser Coronakatastrophe und jetzt gehöre ich nicht mehr zur Über-80-Risikogruppe. Jetzt habe ich die Chance, noch ein paar Jahre lang NICHTS zu machen. Oder sonst was systemrelevantes. 

Ein NICHTS am Ende des Tunnels

Davon ist jetzt die Rede, viele reden davon: man sähe ein Licht am Ende des Tunnels. Des Tunnels namens Covid-19. Aber wieso denn? Selbst wenn ich das schräge Bild vom Covid-19 als einem Tunnel mal durchgehen lasse: in diesem Tunnel ist es überhaupt nicht dunkel. So viel Licht ist nicht einmal auf einer Bühne bei einem Helene-Fischer-Konzert. Hunderte von TV-Scheinwerfern in der ganzen Welt sind ständig auf Covid-19 gerichtet. Und fast noch mehr Mikrofone. Jeder, der will, weiß alles.

Auch ich. Obwohl ich so manches eigentlich gar nicht wissen will. Und mich so manches nervt. Zum Beispiel, dass ich heute zum 4167. Mal gesehen habe, wie ein aktionsgieriges Wattestäbchen in einen demütig geöffneten Mund eindringt oder in ein willig hingehaltenes Nasenloch.

 

 

 

 Und zu diesem Bild jedes Mal ein anderer Text erklingt zum Thema Covid-19, mal informativ, mal mitleidig, mal empört, mal resigniert, mal anklagend, gesprochen „von unserem Korrespondenten“ oder „unserer Redakteurin“ in der ARD, im ZDF, in RTLplus, im Bayerischen Rundfunk, in N24, in SWF 3 und all den vielen weiteren Informationslieferanten.

Und jeden Tag die aktuellen Daten. Huch, schon wieder mehr als gestern, 12.345 Neuinfektionen! Aber von wie vielen Tests? Wenn es 200.000 Tests waren, sind 12.345 relativ wenig; wenn es 54.321 Tests waren, sind es verdammt viele. Die Zahl der Toten „an oder in Verbindung mit Covid-19“ ist immer zu hoch. Und was ist der R-Wert? Die wöchentliche Inzidenz? Selbst wenn man die Grafik lesen könnte, würde man nichts verstehen.

Und täglich die neuen Sendungen. In den Nachrichten die ersten 7 Beiträge. Nach dem Wetterbericht ein „Extra“ oder „Spezial“. Alle Talkshows zu allen Themen, die sich irgendwie mit Covid-19 in Verbindung bringen lassen. „Hat der Intelligenzquotient einen Einfluss auf Ansteckungsgefahr? Dazu heute unser Experte für Hirnresistenz bei Einserjuristen“. Und wieder dabei: Jens Spahn. Oder Karl Lauterbach. Oder Lisa Federle, die erfolgreiche Pandemiebeauftragte aus Tübingen.

Und das gleiche Drama inzwischen beim Thema Impf-. Zu Impf-Termin, Impf-Zelt, Impf-Stoff, Impf-Plan, Impf-Streit, Impf-Panne, Impf-Katastrophe, Impf-Gipfel. Die deutschen Landesfürst*innen angstzittern oder zornbeben und wissen keinen gemeinsamen Weg. Und Angela Merkel leidet unter immer neuen Föderalismus-Schüben, gegen die es bisher noch keine Pillen gibt. Gegen Covid-19 aber gibt es Spritzen.

So sehe ich heute Abend im ZDF den 2467. Oberarm, in welchen eine spitze Nadel hineinsticht. Ich höre aber gleichzeitig, dass der Versuch, einen Impf-Termin zu bekommen, für einen Menschen über 80 so aussichtslos ist wie dessen Wunsch, in Philosophie zu promovieren. Weil es viel weniger Dosen gibt als ursprünglich vereinbart, und die Schuld daran hat niemand, weil diese Schuld ständig von einem zu anderen und dann im Kreis zurück rotiert.

Was kann man lernen aus all diesen Zahlen, Meinungen, Behauptungen, Vermutungen, Verordnungen, Lockdowns und Shutdowns? Wir haben Krieg. Weltkrieg. Den 3. Weltkrieg. Das Corona-Virus überfällt die ganze Erde in unglaublicher Heeresstärke. Tückisch, hinterhältig. Dabei sehen die einzelnen Soldat*innen doch ganz nett aus. 

 

 

 

 

Könnte ein süßes Stückchen sein, mit zierlichen Erdbeerteilchen obendrauf. Ja denkste. Erst mal ist es gar nicht so leicht, diese Krieger zu stoppen, zu isolieren, zu vernichten. Und wenn die Corona-Heeresleitung das mitkriegt, kommen andere Kämpfer, sogenannte Mutanten. Und die sind noch viel gefährlicher. Und unsere Bataillone, mit denen wir uns verteidigen, sind schon rein zahlenmäßig viel zu schwach. Außerdem ist unsere Generalität völlig uneins, was die Strategie betrifft. Die USA, Großbritannien und Israel impfen erfolgreich an vorderster Front, die EU ist auf Platz 15.

Warum ich das alles zusammennöle? Soll das heißen, ich bezweifle, dass es Covid-19 überhaupt gibt?- Im Gegenteil: es gibt viel zu viel Covid-19. – Dass Covid-19 doch irgendwie nicht so schlimm ist? – Im Gegenteil: nicht zuletzt durch die neuen Mutanten wird es immer noch schlimmer. – Dass die Regierenden zu viel des Guten tun? – Nein: sie tun des Schlechten zu viel: zu viele verschiedene, hilflose, unverständliche Maßnahmen, Halb-Lockdowns, Radikal-Lockdowns, gelockerte Lockdowns. Zu viel Geld an die falschen Adressaten. – Dass die Bevölkerung, also wir alle zusammen, so sehr eingeschränkt und gegängelt werden, was gar nicht nötig wäre? – Im Gegenteil: zu viele Halbheiten, Unklarheiten, Veränderungen der gerade verkündeten Vorschriften. Was alles die Infektionszahlen nicht senkt, und wenn doch, die angstschürende Verkündung, dass sofort die dritte Covid-19-Welle über unser Land schwappen werde, wenn nicht…

Da bleibt der Rudolf aus dem Erdgeschoss doch bei seiner gefestigten Überzeugung und sagt: Ich kenne meine Skatbrüder seit 40 Jahren, die hatten noch nie sowas und ich bin sicher, die haben auch kein Covid. Auch der Paul nicht, auch wenn seine Frau Kassiererin bei REWE ist. Die passt schon auf. Wozu also blöde Masken bei unserem wöchentlichen Treffen?

Also: Was tun? Hier hilft auch Lenin nicht. Aber ein bisschen was könnte es bringen, nicht solche nebligen Aussagen im Brustton der Überzeugung rauszuposaunen, wie eben diese Phrase vom Licht am Ende des Tunnels. Was es geben wird, wenn ich es erlebe, ist höchstens ein NICHTS am Ende des Tunnels. Welcher wie gesagt, eigentlich überhaupt kein Tunnel ist.

NICHTS macht Hoffnung

Ein gutes Neues Jahr 2021 wünsche ich allen, die NICHTS lesen, und mir selber auch. Die Hälfte ist schon rum. Vom Januar, nicht vom Jahr. Leider.

Es könnte ja alles so schön sein…

Wenn jetzt nämlich schon Anfang Juli wäre, ginge es uns besser. Dann wären wahrscheinlich schon 11 % der Deutschen gegen Covid19 verimpft. Weil die inzwischen 17 verschiedenen Impfstoffe eine fröhliches, erstaunliches Tempo der Behandlung mit einem derselben erzwungen haben. Und weil deshalb die Groko, trotz allem aktuellen Wahlkampfgetöse noch nicht ganz zerbröselt, aus fürsorglicher Hilflosigkeit für das deutsche Volk den totaltotalen Lockdown gelockert hat. Wir dürfen jetzt drei Freunde verschiedenen Geschlechts (zusammen mit einem nicht mehr als 4 Jahre und 7 Monate alten Kind) von 13.00 bis 17.15 Uhr in einem Tannenwald treffen. Wenn dieser nicht mehr als 14,7 km von unserem Wohnort entfernt ist. Und wenn wir außerdem durch eine stets mitzuführende quasi eidesstattliche Selbstbestätigung (Vorbild: Italien) nachweisen können, dass unsere eigenen Kinder, jedes, an einem eigenen PC mit Windows 10 und ohne Twitter die Hausaufgaben machen. Die Anschaffung dieser Rechner hat auch den weiteren Abschwung der deutschen Wirtschaft entscheidend gebremst. Vor allem durch die enorme Steigerung der Importe. Aus China.

Wie man sieht: es geht uns gut!

Auf Grund dieser erfreulichen Entwicklungen, die auch der seit kurzem neue Vorsitzende der CDU Fritze Merz (der bisherige, seit Januar, hat entnervt aufgegeben) – die also der Merz zu seinem Leidwesen nicht zumindest abmildern konnte, geht es uns also richtig besser als es sein unbedingt müsste. Wir können sogar wieder, mit unseren aktualisierten Impfpässen, Urlaub machen. In einem der drei Nichtrisiko-Gebiete Maurizius, Island und Württemberg-Hohenzollern. Bis zu 14 Tagen. Die 15 Tage Pflicht-Quarantäne nach der Rückkehr gelten zur Hälfte als unbezahlter Posturlaub. Das hat Wirtschaftsminister Altmaier durchgesetzt. Um BMW zu retten.

In diesem ausreichenden und schönen Jahresurlaub, in der Sonne und am Strand (in Württemberg-Hohenzollern am Bodensee) haben wir dann auch Zeit und Muße, über das unvermeidliche Herannahen der nächsten Pandemie nachzudenken. Es ist bis dato zum Glück noch nur eine Epidemie: der Trumpismus. In dem Land, wo er ausbrach, den USA, ist er schon weit entwickelt. Auf den überraschenden Tod von Joe Biden folgte bekanntlich Kamala Harris nach. Sie wurde drei Monate später von einem Politschamanen ermordet. Weil sie auf einem Sommercamp der Demokraten in Ohio irgendwas von einer Constitution geschwafelt hatte.

Andere Teile der übrigen Welt hat der Trumpismus längst infiziert, befördert durch solche unwiderstehlichen Führungsfiguren wie Bolsonaro, Erdogan, Orban, Salvini, Le Pen, Höcke oder Beatrix von Storch. Versuche, den Trumpismus einzudämmen, z.B. durch die Verimpfung von Mitteln in kleinen Dosen (natürlich nicht aus Blech, Mann!) wie Demokratie-1776 oder Verfassung-1948.2 blieben erfolglos. Vor allem wegen der tsunami-artigen Verbreitung der (sogenannten) sozialen Medien. Welche u.a. die so beschimpften „Mainstream-Medien“ zunehmend und entscheidend schwächten.

Leben im Hier und Jetzt

Ja, ja, so wird das alles sein, nach dem halben 2021. Wir haben aber, wie gesagt, erst Mitte Januar. Da sind andere Dinge zentral und spannend.

Ob Biden wirklich inauguriert wird nächste Woche, am 20. Januar. Oder ob es den nicht grundlos befürchteten Aufstand gibt, angeführt von von hochbewaffneten Milizen und sonstigem Mob.

Oder wer CDU-Chef wird, morgen, bei dem virtuellen Parteitag. Ich will ja nicht hoffen… obwohl die Hoffnung zuletzt stirbt… na egal.

Oder ob die italienische Regierung Conte wirklich endgültig zerbricht, am kommenden Dienstag, bei der entscheidenden Abstimmung. Oder ob der 1%-Mann Renzi es doch schafft, seinen unbegreiflichen Supersoloegoismus durchzusetzen.

Ob Spanien jemals wieder dem Polarkreis entrinnt oder, dem Klimawandel vorauseilend, ein weiteres Grönland wird. Grön-land, nicht Grünland. Das sind alles doch alles auch ganz nette Erwartungen, oder nicht?

Also, bis danach: erst mal ein frohes Wochenende. Und eine ebenso gesegnete nächste Woche. Und dann – na, warten wir’s ab!

Sehr bedauerlich, alles!

Sehr sehr traurig, dieses Weihnachten, demonstrationsfeindlich, atemverhindernd (Masken!), partyphob. Aus reinem Hass gegen die einzig vernünftigen VerquerDenker und Theorematiker aller plausiblen, unwiderlegbaren Verschwörungen in dieser Welt und im Jenseits. Die tun mir alle sooo Leid. Aber ich schwör: da kann ich nix dafür!

Wofür ich etwas kann: ich bedauere zutiefst alle, denen in diesen schweren Tagen NICHTS gefehlt hat. Das lag allein an mir. Aber ich kann das ändern. Und ich will das ändern. Und ich werde das ändern. Vielleicht noch in diesem Jahr. Garantiert im nächsten. Auf NICHTS verzichten soll meinetwegen niemand!

Ein schönes, knallfreies dafür alkoholreiches Silvester! Und immer an Kretschmann denken: Leute, bleibt zu Hause! Und möglichst kontaktlos!

Sonntags NICHTS (1)

Am Sonntag, 13.12.2020, dem 3. Advent, kurz nach High Noon, ereilt mich die Nachricht:

Totaler Schock-Down für Deutschland!!!

Nachdem selbst die beeindruckende Kurzvideo-Serie der Bundesregierung nichts geholfen hat (nur NICHTS hat das etwas gebracht), haben Kanzlerin Angela Merkel und die Damen und Herren Ministerpräsident*innen der Bundesländer gnadenlos zugeschlagen. Wieder gibt es zwar eine lustige Reihe verschiedenster Ermahnungen, Vorschriften und Tipps für (nicht) todsichere Verhaltensweisen. Die ganze Chose aber hat ein Mann total großartig zusammengefasst, in einem einzigen, kurzen Satz, den sich jede(r) ganz leicht merken kann:

Leute, bleibt zu Hause, es sei denn, ihr müsst etwas erledigen, das wichtig ist! *)

Wem das gelungen ist? Richtig: dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, dem Herrn Winfried Kretschmann. Diesem Appell kann sich nicht nur die große Mehrheit der Deutschen anschließen, die schon bisher die strengen Maßnahmen befürwortet hat (ob die Zustimmer*innen sie dann auch selbst befolgt haben, weiß man nicht). Nein, das akzeptieren auch die Kreuz- und Querdenker (ihre Freund*innen von den rechtsextremen Horden natürlich nicht), und die intelligenzstrotzenden Verschwörungstheoretiker auch. Sie haben ja immer jemanden oder was zu erledigen, was wichtig ist und weshalb sie nicht zu Hause bleiben können.

Falls es doch noch Menschen gibt, die nicht wissen, was im die neuen Maßnahmen im einzelnen bedeuten, hier meine Ergänzungen:

  • Leute, haltet Abstand, es sei denn, ihr müsst jemand küssen.
  • Leute, tragt Masken, es sei denn, ihr habt schon die Nase voll.
  • Leute, macht die Fenster auf, es sei denn, ihr lebt unter einer Brücke.
  • Leute, verhaltet euch hygienisch, es sei denn, ihr wisst nicht, was das ist.
  • Und schließlich: Leute, nehmt euch das alles zu Herzen, weil schließlich die Hütte brennt (Zitat Angela Merkel) und das Virus nicht katholisch ist (Dietmar Bartsch).

So viel für heute von mir. Und wie gesagt, von der Kanzlerin und Co. gibt es wieder einen ganzen Sack voll weiterer Einzelheiten. Die kann man nachlesen in den Internet-Nachrichten, kann versuchen, sie zu verstehen, sie dann auswendig lernen und schließlich befolgen.

Weitere wichtige Informationen aus der großen weiten Welt, die es ja auch noch gibt, besprechen wir demnächst. Zum Beispiel die furchtbare Nachricht, dass Melanie Trump dem ohnehin schon so traurigen US-Präsidenten mit der Scheidung droht. Schrecklich. Erst die Wahlen verlieren, dann auch noch die Frau. Einziger Trost, die 400 Millionen $, die er bereits als Spenden eingesackt hat. Von wem und wofür auch immer. Wäre mir auch egal, wenn ich den Zaster hätte.

Und damit: frohen Rest-Advent und Tschüss!

*) Ich finde übrigens, dieser Kretschmann-Satz sollte nicht nur als „Zitat der Woche“ in die Annalen eingehen; er ist im Grunde das „Zitat des Jahres 2020“

Achtung: wichtiger Hinweis!

NICHTS hat ein Verfallsdatum wie ein Covid-Test. Heute negativ, kann schon morgen positiv sein. Obwohl: NICHTS ist immer positiv.
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Aktuelle Wintermärchenrealität
Im traurigen Monat Dezember ist's
die Stimmung wird passend trüber,
die Blätter berichten vom wechselnden Wind
und ich würd so gerne nach Deutschland hinüber 
fahren. 

Daraus wird nun NICHTS. Die Bundesrepublik ist ein Corona-Risiko-Flickenteppich, föderalistisch gestaltet von egozentrierten Politikern. Auch Politikerinnen sind darunter. Mit Weihnachtsplätzchen auf den Augen haben sie erneut einen Lockdown light erschaffen. Eher ist es ein Lack-Down: der Glanz ihrer unverdrossen behaupteten Bewältigung der Pandemie blättert ab. So gut wie den Deutschen, sagen sie unverdrossen immer wieder, geht es doch weltweit keinem Volk! Bitte? Vietnam? 1321 Fälle! 35 Tote – insgesamt? Und in Südkorea, oder Hongkong sieht es ganz ähnlich aus. Na und? Asien. Auch noch Süd-Ost-Asien! Als Vorbild! Wo kämen wir denn da hin!?

Fragen

Schwierig genug für uns, da hin zukommen, wo wir hin wollen. Befinden wir uns gerade in einem Risikogebiet – oder ist dort eines, wohin wir unterwegs sind? Wo tragen die Schüler*innen Masken? In welcher Klasse? Oder sind sie in der Heimschule? Obwohl der Vater im Heimbüro ist, und die Mutter deswegen im Nervenzusammenbruch (Nervous Breakdown sagt man heute). 

Kein Grund für Ängste

Auch unsere Regierungen wissen das. Das meiste zumindest. Aber wir sind ein Volk von individualistigen Menschen. Und deshalb kann man nicht einfach überall dasselbe anordnen. Der eine will ein Heiligabendmitternachtsmessen mit seiner Amateur-Elf, eine andere hat 5 Kinder unter 14 Jahren, die nach wissenschaftlicher Vermutung zu klein sind, um Covid zu bekommen und die Großeltern damit anzustecken. Und warum beginnt der Hausarrest erst bzw. schon um 22 Uhr? Meine Stammkneipe macht normalerweise um 23.50 zu, und weil ich zurzeit überhaupt nicht dort hingehe, ist mir auch 16.45 recht, als verordnetes Schließen. Wenn die Kanzlerin das will. 

Aber all das gilt sowieso nur bis kurz nach Silvester (dieses ohne öffentliche Knallerei, umso lauter wird’s eben privat). Wenn bis dahin die magische Zahl Rt+(x-y)q2 nicht erheblich hinunter gegangen ist, geht nicht nur alles weiter wie gerade jetzt. Dann lassen sich die unter der Verantwortung ächzenden Zuständigen garantiert was richtig Neues einfallen. Von gewöhnlich ziemlich gut unterbelichteten Greisen ist zu erfahren, was das sein könnte:

Alltags-Ganzgesichtsmasken mit Plexiglas-Schlitzen für die Augen (auch im Ehebett Pflicht – wird kontrolliert);
Hygiene: mindestens 5 mal die Hände, zwei mal die Füße waschen (nicht am Tag, pro Woche)
Abstand jetzt 5,35 m (auch im Ehebett Pflicht – wird kontrolliert);Familien mit mehr als zwei Kindern vorübergehende Trennung: Mutter mit der einen Hälfte der Kinder zu ihren Eltern, der Vater mit den anderen zu seinen.
Ansammlungen von mehr als 10 Personen... ach ja, das hatten wir schon.
Gottesdienste mit verschärftem Singeverbot... nein, das hatten wir auch schon
Ausnahmen für alle diese Maßnahmen nur bei Angabe hochtriftiger Gründe (z.B.: keine Lust dazu), bestätigt vom Hausarzt.

Und alles gilt bis zum Ende der Pandemie... äh, nein! Bis Ende Januar. Und danach bis Ende Februar und danach...

Gut so, liebe Kanzlerin, lieber Herr Söder e tutti quanti

Das beruhigt. Das akzeptiert unser Volk, nicht gerade gerne, aber doch im ungebrochenen Vertrauen auf die Weisheit unserer Regierenden. Dass die bisherigen Maßnahmen gerade richtig sind, glauben 50 % der für das ZDF-Politbarometer befragten Bürger*innen. Es waren mal über 80 %. Na gut, was soll's – auch die SPD hatte mal mehr als 16 %. Und was passiert, wenn dieser Trend sich fortsetzt und auch das genannte Vertrauen bei 16 % landet? Also bitte! Keine Panik! Die Kanzlerin und die Ministerpräsident*innen der Bundesländer tun schließlich, was sie können. Was kann man denn mehr erwarten? Das Parlament soll das beschließen? Also, man kann Demokratie auch übertreiben...!

Bitte? Neiinnn!!! Kommen Sie mir jetzt bloß nicht schon wieder mit Vietnam!! Verdammt nochmal! Sind wir vielleicht Ost-Asiaten?? 

Und deshalb:

Im traurigen Monat März wird es sein,
den ich doch so sonnenfroh wähne,
und den ich doch gar nicht genießen kann,
noch immer in Selbst-Quarantäne... 

PS1: 

Gerade war zu erfahren, dass der Herr Schäuble den Mitarbeiter*innen der Bundestagsabgeordneten eine Sonderzahlung zu Weihnachten aufdrängen will: zwischen 200 und 600 €. Grund: "zusätzliche Belastung durch die Corona-Krise". Herr Schäuble! Ich habe auch solche zusätzliche Belastungen!

Außerdem: die bedauernswerten Parlamentarier*innen! Die wissen doch vorn und hinten nicht, wohin mit den 10.083,47 € monatlich. Und was sie bisher noch erhalten, reicht auch nicht für eine angemessene Bezahlung der MitarbeiterInnen.

Zitat aus der Homepage des Deutschen Bundestages:
Abgeordnete können ihre Mandatsaufgaben nicht allein bewältigen. Deshalb stehen ihnen derzeit (Stand 01.03.2020) für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie bei der Erledigung ihrer parlamentarischen Arbeit unterstützen, monatlich 22.436,- Euro zur Verfügung. 

PS2:

Die genannten Regierungen sind auch stets bemüht, zu erwartende Schäden der deutschen Bürger*innen abzumildern und die deutsche Wirtschaft zu stützen und schützen. Die Verteilung der Gelder erfolgt nach eingehender Abwägung und vollster Gerechtigkeit bei den Summen. So erhält beispielsweise die Deutsche Lufthansa 9 Milliarden € (weitere sind vorgesehen). 
Eine selbständige Kabarettistin erhält 0 €, weil in ihrem Antrag zwei Tippfehler waren.

…und weiter NICHTS

Ich habe ja kürzlich erzählt, dass ich jetzt aufhöre, NICHTS zu machen. Aber das war falsch, ganz falsch! Das haben mir auch all jene gesagt, die meinen Entschluss bedauert haben. Ich revidiere denselben also hiermit. Weil ich, als ich aufgehört habe, NICHTS zu machen, ja trotzdem alles mögliche gemacht habe. Damit will ich aufhören. Damit muss ich aufhören. Und will wieder NICHTS machen, so oft ich dazu komme. Damit ich in fernen Jahren beim Rückblick auf mein Leben sagen kann: jaja, die 20er Jahre! Spannende Zeiten! Damals bin ich ein Held geworden. Ein besonderer Held. Ein richtiger deutscher Held. So wie Anton Lehmann. Kennen Sie nicht? Aber doch! Sie haben es doch sicher auch gesehen, diesen ersten Spot aus einer endlosen Serie. Falls nicht: klicken Sie mal hier

Toll!! Einfach toll!

Ich bin begeistert! Science Fiction! Von dieser Bundesregierung! Da sitzt ein Mann im Bild, in welchem Jahr es sein soll, wird leider nicht gesagt, vielleicht 2077 ?, und er erzählt von der fernen Vergangenheit, dem Jahr 2020. Dass er als Student zum Helden wurde. Weil er nichts getan hat. Nichts! Gar nichts! Absolut gar nichts!! Faul, sagt er, faul wie die Waschbären seien sie damals gewesen. Sind Waschbären eigentlich faul? Na egal.

Jetzt! Jetzt haben sie den richtigen Weg gefunden. Die Helden der Publicity der Bundesregierung. Angela Merkel soll zu Tränen gerührt gewesen sein, als sie diesen Start-Spot sah. Eine Minute und 35 Sekunden. Klar, das wird auch all jene berühren, die bisher noch immer demonstrieren. Mit den Masken als Augen- und Ohrenschutz, gegen Faktenviren und Info-Aerosole. Die Kreuz- und Querdenker. Die Bill-Gates-Opfer. All die anderen verschworenen Theoretiker. Sogar die Rechtsradikalen werden innehalten und sich fragen: Ist das nicht richtig, was da gesagt wird? Dass wir zu Helden werden, wenn wir aufhören zu protestieren? Und so werden jetzt in aller Kürze sich alle Deutschen den so urdeutschen Wunsch erfüllen: Held*innen zu werden.

Heldengerechtigkeit

Irgendwie war das auch ungerecht. Dass nur die Ärzt*innen und Pfleger*innen und Krankenschwester*innen als Held*innen gefeiert wurden. Weil sie so viel gearbeitet haben und geleistet haben und gelitten haben. Das konnten wir anderen doch gar nicht bieten. Bis vor kurzem. Bis eben der Anton Lehmann kam. Auf Youtube geschickt von der Bundesregierung. Mit der Botschaft: Nichts tun! Gar nichts. Überhaupt nichts!

Die Begeisterung war sofort international. Die italienische Tageszeitung La Repubblica schrieb von dem „genialen deutschen Anti-Covid- Spot“. Und überschlug sich fast vor Bewunderung, als der zweite und dritte Spot dazukamen, mit Antons Frau Luisa Lehmann und dem hochdekorierten Tobi Schneider. Auch sie waren Held*innen geworden. Auch sie durch Nichtstun, gar nichts, überhaupt nichts. Waschbären eben. Eine endlose Reihe von Waschbären.

Wie es weitergeht

Ich weiß, ich darf das eigentlich nicht verraten, aber sei’s drum: zurzeit wird ein neuer Spot gedreht. Ist ein bisschen aufwendiger, weil da alle Regierungschef*innen drin sein müssen, von der Kanzlerin über Scholz und Altmaier zu Söder und seinen ganzen Kolleg*innen. Alle werden sie da sitzen oder dort liegen, vor einem Computer oder einer Dose mit kalten Ravioli, und werden davon schwärmen, dass auch sie jetzt nichts tun, gar nichts, überhaupt nichts. Eine Ausnahme nur: der Herr Kretschmann. Wie ich zu hören gehabt vermute, macht er da nicht mit. Er will immer noch seine linksradikale Vergangenheit auf- bzw. abarbeiten. Weshalb er auf die ständigen Kirchenbesuche mit Beichtstuhlgang nicht verzichten können will. Aber er ist ja auch so schon ein Held. Und seine Kollegen sind überglücklich. Weil sie dauernd so viel getan haben und einfach keine Held*innen wurden. Aber jetzt…!

Meine Konsequenzen

Und was mache ich jetzt? Schon seit meinem 11. Lebensjahr sehne ich mich danach, ein Held zu werden. Wie Old Shatterhand. Oder Winnetou. Oder Siegfried. Oder mindestens wie Meister Eder. Alles mögliche hab ich versucht, nie hab ich es geschafft. Und jetzt, nach Jahrzehnten erfahre ich, dass ich es ja geschafft habe, ein Held zu werden, ohne es zu wissen! Indem ich seit drei Jahren NICHTS mache. Einfach NICHTS. Da kann ich doch nicht aufhören. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt. Aber ich muss doch meinen Mit-Deutschen zeigen, wie Covid besiegt wird. Wie es uns die Lehmanns zeigen und der faule Tobi Schneider und all die anderen.

Und hiermit biete ich mich der Bundesregierung an für einen Spot, wer weiß, vielleicht den 71. dieser genialen Serie. Da wird dann gezeigt, wie ich lässig auf dem Sofa rumlümmele und ein weiteres Mal NICHTS mache. Und dann schaut Covid zur Tür rein, sieht mich und erschrickt zu Tode und rennt weg, davon, wohin weiß ich nicht, aber jedenfalls weit weg und für immer. Für immer! Einfach aus Angst vor uns Waschbären!

Ein letztes NICHTS

Am Ende? Ein NICHTS. Damit höre ich auf. Mit NICHTS. Angefangen habe ich genau so: mit NICHTS. Im Januar 2017.

Gründe für den Anfang? Habe ich auf der Startseite genannt. Gründe für das Ende? Gibt es. Tun aber NICHTS zur Sache.

Immerhin: NICHTS bleibt. Zigfach NICHTS. Dreieinhalb Jahre NICHTS. Wenn jemand nochmal nachschauen will: im Archiv von NICHTS ist Alles drin.

Ein Gruß und Dank an alle, die bisher mitgemacht haben!

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PS: Weil ich ab und zu gefragt worden bin: es gibt auch noch meinen ersten „Quasi-Blog“ zu sehen. Unter http://www.der-transdemokrat.de/